Hacksaw Ridge – Die Entscheidung (Kino)

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Ein junger Amerikaner will sich zum Kriegsdienst im zweiten Weltkrieg verpflichten weigert sich aber eine Waffe auch nur anzufassen. Das klingt erst mal total verrückt, ist aber genau das was Desmond Doss gemacht hat. Und dessen Geschichte erzählt Hacksaw Ridge.

Den Film kann man grob in drei Kapitel einteilen. Zunächst wird Doss und seine Familie vorgestellt und kurz angerissen, was er bis zum Eintritt der USA in den zweiten Weltkrieg so getrieben hat. Hier lässt sich der Film überraschend viel Zeit und gibt allen wichtigen Personen einen guten Hintergrund.

Der zweite Teil beschäftigt sich mit der Grundausbildung der Soldaten und erinnert ziemlich stark an der erste Hälfte von Full Metal Jacket. Dessen Klasse darf man hier allerdings nicht erwarten denn der von Vince Vaughn gespielte Ausbilder wirkt oft leider unfreiwillig komisch. Es wird hier aber nicht nur der Drill der Soldaten gezeigt sondern auch die vielen Versuche die die Army unternimmt um Doss loszuwerden. Am Ende gipfelt das sogar in einer Gerichtsverhandlung.

Im dritten Teil geht es dann auf das Schlachtfeld, genauer gesagt nach Okinawa. Ab hier nimmt der Film dann keine Rücksicht mehr auf Verluste und zeigt das Abschlachten auf beiden Seiten sehr detailliert. Das ist nichts für empfindliche Mägen. Ich würde es ungefähr so beschreiben: der Realismus der Normandie Landung in Der Soldat James Ryan mit der Gewaltdarstellung von John Rambo. Hier wird die Gewalt nicht zelebriert und ich kann mir nicht vorstellen dass sich das jemand anguckt und sich über jeden Kopfschuss freut.

Da Mel Gibson bei Hacksaw Ridge Regie geführt hat, war mit ausführlicher Gewaltdarstellung ja zu rechnen aber auch der Rest stimmt. Von der guten Optik über den Sound bis hin zu den Darstellern gibt es so gut wie nix zu bemängeln.

Bei Andrew Garfield in der Hauptrolle war ich ja im Vorfeld skeptisch aber er hat mich in der Rolle genauso überzeugt wie Desmond Doss damals seine Kameraden. Ein heimlicher Star des Films ist aber Hugo Weaving der vielen ja als Agent Smith aus Matrix oder Elb Elrond aus Herr der Ringe bekannt sein dürfte. Hier spielt er Desmonds Vater der seit seinem Einsatz im ersten Weltkrieg psychische Probleme hat und zur Gewalt neigt. Eine Glanzleistung.

Sicher kann man dem Film, wie bei fast jedem amerikanischen Kriegsfilm vorwerfen, dass die Amis die guten Helden sind und der rest sind die bösen, die vernichtet werden müssen. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass der Film gar nicht vor hat, den Krieg als Ganzes darzustellen sondern dass man sich bewusst dazu entschieden hat, die Geschichte eines einzelnen Soldaten in den Mittelpunkt zuu rücken. Deshalb ist diese etwas einseitige Betrachtung durchaus nachzuvollziehen.

Mel Gibson hat bei Hacksaw Ridge auf jeden Fall alles richtig gemacht und wenn im letzten Jahr nicht dieser Schreihalsfilm herausgekommen wäre, würden die Oscars nicht an ihm vorbeikommen. Also, lasst Mel mehr Filme drehen, dann hat er auch keine Zeit mehr in irgendwelche Fettnäpfchen zu treten.

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