In der heutigen Filmbesprechung widmen wir uns wieder einem Thema, das wir hier erst vor kurzem hatten. Nämlich Frankenstein. Lisa Frankenstein hatte das ja sogar noch im Titel. Bei dem heutigen Film gibt der Titel erst mal keinen Aufschluss darüber, worum es geht. Nämlich ist das der Film Poor Things.
Auf den bin ich bei meinen diesjährigen Oscar Tipps gekommen, war er doch einer der Mitfavoriten. Satte 11 Nominierungen und davon 4 Preise abgeräumt. Darauf komme ich aber später noch mal zurück. Zunächst mal, worum geht’s in dem Film?
Ich werde das wieder nur kurz anreißen, um nicht zu viel zu verraten. Hauptfigur ist die junge Frau Bella, die, wenn wir sie das erste Mal sehen irgendwie zurückgeblieben wirkt, kaum sprechen kann und sich komisch bewegt. Wir bekommen heraus, dass sie das Experiment eines Wissenschaftlers ist bei dem sie lebt und der sie durch chirurgische Eingriffe nach ihrem Tod wieder zum Leben erweckt hat. Während des Films sehen wir, wie Bella sich weiter entwickelt, sogar eine abenteuerliche Reise unternimmt und dabei auch mehr über ihre Herkunft erfährt.
Das sollte genügen. Sprechen wir zunächst über die Darsteller. Der Wissenschaftler wird gespielt von Willem Dafoe, der mit seinem vernarbten Gesicht ein bisschen an seinen Gegenspieler in Platoon Tom Berenger erinnert. Deine Darstellung ist eigentlich so wie man es von ihm erwartet. Ein großartiger Schauspieler.
Für den Oscar als Nebendarsteller nominiert war Mark Ruffalo, mit dem Bella auf die Reise geht. Seine Darstellung fand ich hier und da ein bisschen drüber, was aber auch so gewollt sein kann. Ansonsten auch stark.
Bella Darstellerin Emma Stone hat hier den härtesten Job. Um sie dreht sich der ganze Film und sie muss die Entwicklung der Figur sowohl körperlich als auch geistig so rüberbringen, dass es nicht lächerlich wirkt. Das ist her fantastisch gelungen und der dazu gewonnen Oscar absolut verdient.
Was mir neben den Darstellerleistungen mindestens genauso gefallen hat, war die Optik des Films. Zunächst mal sehen die Sets und Kostüme fantastisch aus. Dafür gabs ebenfalls Oscars, ebenso wie für das Make-Up. Willem Dafoes Narbengesicht sei hier als Beispiel genannt.
Das Ganze ist hervorragend mit der Kamera eingefangen. Hier wurden interessante Blickwinkel und auch ungewöhnliche Linsen gewählt, die teileweise deutlich in den Fischauge Effekt gehen.
Auch ist der Beginn des Films in einem schönen schwarz/weiß gehalten während es später zu sehr kräftigen bunten Farben wechselt. Durch die grellen Farben sieht das dann schon teilweise sehr künstlich aus, was aber künstlerisch rüberkommt. Ich mochte auch die verschiedenen tierischen Experimente des Wissenschaftlers, wie z.B. eine Ente mit einem Hundekopf oder der Kopf eines Schweins der auf einem Huhn Körper sitzt. Zweifellos digitale Effekte, sehen aber gut aus. Den Film hätte ich gerne im Kino gesehen.
Also bis jetzt nur Lob. Ich überlege, ob es auch was negatives gibt. Für mich nicht wirklich. Vielleicht könnte man sich ein bisschen an den vielen und nicht zimperlichen Nacktszenen stören, die für meinen Geschmack ein bisschen zu häufig eingesetzt werden. Auch Bellas verhalten diesbezüglich scheint mir ein bisschen zu extrem. Diese Szenen und die teilweise etwas blutigen Aufnahmen von Obduktionen sind wohl auch der Grund für die Freigabe ab 16.
An der Länge des Films hab ich weniger auszusetzen. Mit 142 Minuten sicherlich kein kurzer Film und vielleicht hätte man manche Szenen etwas kürzen können, aber da das ganze so toll aussieht und immer wieder mit verspielten optischen Gimmicks aufwartet, sei das verziehen. Außerdem gibt es immer mal was zu lachen, auch wenn wir es hier nicht mit einer Komödie zu tun haben.
Poor Things ist für mich aktuell einer der besten Filme die ich dieses Jahr bisher gesehen habe und ich denke der wird locker Ende des Jahres in meiner Tops Liste auftauchen. Wer sich nicht die BluRay kaufen will und über Disney+ verfügt, kann ihn sich, stand heute, dort ansehen. Das kostet ja dann nix zusätzlich. Mir fällt es jedenfalls dieses Mal nicht schwer eine Empfehlung auszusprechen. Toller Film.
Letzte Aktualisierung 18. 03. 2025 von Sven