Wie schon in der letzten Woche bei den Oscar Videos angedeutet, werde ich in den nächsten Wochen immer mal wieder einen Film in der Besprechung haben, der zu den nominierten oder gar Gewinnern der Verleihung gehört hat. Heute ist Amerikanische Fiktion dran, der 5 Mal Nominiert war und den Preis für das beste Drehbuch bekommen hat. Hatte ich sogar richtig getippt.
Im deutschen Kino lief der Film wohl nicht und ist seit Ende Februar bei Amazon Prime zu sehen. Kurz zur Handlung: Hauptfigur ist ein schwarzer Hochschulprofessor für englische Literatur, mit dem Spitznamen Monk (hat nix mit dem anderen Monk zu tun) der nebenbei auch noch Autor ist. Zwar ist er in dieser Funktion durchaus angesehen aber nicht gerade erfolgreich. Das zeigt sich daran, dass sein aktuelles Buch niemand verlegen will, weil er nicht die typischen „schwarze und weiße“ Klischees bedient. Um etwas auf andere Gedanken zu kommen, reist er in seine Heimatstadt um dort an einem Literatur Festival teilzunehmen und um seine Mutter und Schwester wiederzusehen. Da seine Mutter schwer erkrankt, beschließt er vor Ort zu bleiben, sich um sie zu kümmern und die finanziellen Mittel für die Pflege aufzubringen.
Immer noch frustriert über die Ablehnung seines letzten Buches setzt er sich hin und schreibt ein neues, was nur so vor typischen Afroamerikanischen Klischees trieft. Er hasst es und will es eigentlich gar nicht veröffentlichen, aber die Verlage reißen sich um das Manuskript und bieten viel Geld.
So viel grob zur Handlung um nicht zu viel zu verraten. Den Film in eine Schublade zu stecken ist ein wenig schwierig. Ich würde ich vielleicht als satirische Tragikomödie bezeichnen. Aber gerade diese Mischung hat bei mir dafür gesorgt, dass ich die knapp 2 Stunden voll bei der Sache geblieben bin. Bei einem Film der fast ausschließlich über Dialoge erzählt wird auch keine Selbstverständlichkeit.
Großen Anteil daran hat auch die gut aufgelegte Besetzung. Allen voran der auch für den Oscar nominierte Jeffrey Wright, der den Film ohne Probleme trägt, obwohl er bisher hauptsächlich in Nebenrollen aufgefallen ist. Zumindest mir. Ich kenne ihn eigentlich nur aus den Daniel Craig Bond Filmen, in denen er Bonds CIA Kollegen Felix Leiter spielt und aus den Tribute von Panem Filmen.
Neben den tollen Darstellern hat mir auch die teils verspielte Kameraarbeit gefallen. Zum Beispiel als Monk sein neues Buch schreibt, tauchen dann plötzlich die Figuren auf und spielen die Szene die er gerade schreibt und sie treten mit ihm sogar in Dialog um zu erfahren, wie es denn weiter geht. Fand ich toll gemacht.
Wie schon erwähnt, ist das hier kein Action Spektakel und somit kommt der Film ohne Effekte aus. Die braucht er auch nicht.
Der Oscar für das beste Drehbuch ist meiner Meinung nach vollkommen gerechtfertigt und zeigt mal wieder deutlich, dass eine gut erzählte Geschichte immer noch das wichtigste bei einem Film ist. Wenn dann auch noch die Besetzung stimmt, steht einem unterhaltsamen Abend nix im Weg.
Und man kann Amerikanische Fiktion auch als Kritik an den Medien sehen. Nicht nur, wie im Film thematisiert bei der Darstellung von schwarzen und weißen, sondern allgemein. Je plumper und Klischeebehafteter etwas erzählt wird, desto erfolgreicher ist etwas. Liegt natürlich auch an uns, die das konsumieren.
Aber ich schweife ab. Fazit: Amerikanische Fiktion hat mir sehr gut gefallen und wer über Amazon Prime verfügt sollte mal einen Blick riskieren. Toll geschrieben, toll gespielt, toll gefilmt, unterhaltsam und zum Nachdenken anregend.
Ach ja, keine Ahnung, warum der bei Amazon ab 18 freigegeben ist. Die Dialoge sind zwar zum Teil recht deftig, aber viel Gewalt wird im Film nicht gezeigt.
Letzte Aktualisierung 24. 02. 2025 von Sven