Heute mache ich mal wieder weiter beim Oscar Filme nachholen. Und zwar der fünffach Nominierte und einmal ausgezeichnete Film The Holdovers. Auch wieder ein Film, der ebenso wie Anatomie eines Falls aus der letzten Woche, nicht unbedingt für ein Massenpublikum geeignet ist. Dennoch hat mir The Holdovers deutlich besser gefallen, wie die Anatomie eines Falls. Und der Daumen geht auch deutlich mehr nach oben. Aber warum ist das so?
Die Geschichte ist im Grunde recht simpel. Da ist ein älterer grimmiger Lehrer, der zur Strafe weil er einen für die Schulfinanzen wichtigen Schuler hat durchfallen lassen, über die Weihnachtsferien die Schüler beaufsichtigen muss, die nicht nach Hause fahren und auf dem Campus bleiben. Die eh schon überschaubare Gruppe verkleinert sich schließlich noch mal und so bleiben der Lehrer, ein Schüler und eine Köchin übrig.
Jeder von denen hat so seine Problemchen und besonderes Lehrer und Schüler sind sich zunächst gar nicht grün müssen sich aber zwangsläufig zusammenraufen.
Das hört sich jetzt nicht nach so viel an und bei einer Lauflänge von 133 Minuten fragt man sich, was da alles so passieren kann. Aber hier sind wie ich finde gerade die Stärken des Films. Durch den begrenzten Handlungsort und die wenigen Figuren, bekommt jeder im Prinzip genug Zeit für seine eigene Geschichte. Außerdem sind die ja nicht im Campus eingesperrt sondern können auch raus. Z.B. wird auch eine Reise nach Bosten unternommen, sodass es trotz kleiner Handlung genug Abwechslung gibt.
Das wichtigste bei so was sind dann natürlich die Darsteller und die liefern ab. Als grimmiger Lehrer, der eigentlich nicht wirklich grimmig ist, sondern nur will dass seine Schüler etwas lernen anstatt sich gute Noten mit dem Geld der Eltern zu erkaufen, tritt brillant Paul Giamatti auf. Oscar Nominierung und Golden Globe Auszeichnung sind hier absolut gerechtfertigt.
Auch weil dem erfahrenen Schauspieler ein Filmneuling an die Seite gestellt wurde, mit dem das Zusammenspiel hervorragend funktioniert. Der zum ersten Mal vor der Kamera auftretende Dominic Sessa spielt den etwas schwierigen Schüler.
Dritte im Bunde ist die Köchin gespielt von DaVine Joy Randolph. Ihre Figur muss damit klarkommen, dass ihr Sohn kurz zuvor in Vietnam gefallen ist. Dafür gabs den Oscar und den Golden Globe.
Jeder hat hier also sein Päckchen zu tragen, aber ein deprimierendes Drama ist The Holdovers trotzdem nicht. Hier ist eine tolle Mischung zwischen Drama und Humor gefunden worden, so dass es auch kein Problem ist, die etwas über 2 Stunden am Ball zu bleiben. Einer Sache die mir bei Anatomie eines Falls deutlich schwerer gefallen ist.
Kommen wir noch zur Optik. Da muss man sich in der Tat kurz erst mal dran gewöhnen. Der Film spielt in den 70ern und so sollte der Film wohl auch aussehen. Besonders am Anfang tauchen immer wieder Bildstörungen und Filmfussel auf. Zunächst dachte ich auch, der Ton wäre absichtlich auf schlecht getrimmt, aber das hat an meiner Anlage gelegen. Da krächtst in letzter Zeit immer mal wieder der Ton. Da muss ich unbedingt mal ran. Der Ton des Films ist allerdings wirklich nicht auf dem neuesten Stand. Alles spielt sich vorne ab. Von Hinten kommt nix. Ist aber so beabsichtigt und steht auch auf der Hülle so drauf. Also alles OK.
Tja also kurz zusammengefasst. Ich mochte den Film. Und im Gegensatz zur letzten Woche, habe ich hier auch kein Problem damit den weiter zu empfehlen. Ich mache ja auch gerne mal die Vergleiche zu anderen Filmen, so nach dem Motto, würde gefallen, wenn der Film oder der Film gefällt. Hier will mir gar nicht so recht was zu einfallen. Vielleicht Besser geht’s nicht mit Jack Nicholson. Zwar eine völlig andere Geschichte aber vom Tempo her und der grimmigen Hauptfigur die im Laufe des Films eine Veränderung durchmacht, könnte man die beiden schon vergleichen, auch wenn Giamattis Figur von Anfang an nicht so unsympathisch rüberkommt wie die von Nicholson. Die Filme haben, wenn ich mich recht erinnere sogar etwa die gleiche Länge.
Also ich fand The Holdovers durchaus anspruchsvoll, aber trotzdem so unterhaltsam, dass ich denen auch Freunden der ich sage mal leichten Unterhaltung mal empfehlen würde. Wirklich toller Film.
Letzte Aktualisierung 22. 02. 2025 von Sven